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Über den Jahreswechsel 2002/3 bringt uns unsere Reiselust wieder nach Südamerika. Als wir 1993 auf einem Kurztrip für 3 Tage eine Kreuzfahrt auf dem Archipel machten, haben wir uns fest vorgenommen, noch einmal wiederzukehren, aber anders zu reisen, und vor allem länger zu bleiben.

Eine Alternative zu den teuren und umständlichen Kreuzfahrten ist die Übernachtung auf den Inseln (auf einigen Inseln erlaubt) und das Unterwegssein per Trekkingzelt (auch an einigen Stellen erlaubt). Mit privaten oder öffentlichen Booten kann man die Inseln schnell und komfortabel wechseln.

Unsere 12 Tage auf den Inseln zählte mit zu unseren schönsten Erlebnissen. Tiere, Vögel, Landschaften und Flora konnten intensiv beobachtet bzw. erlebt werden. Einer der Höhepunkte war sicherlich das 2tägige Trekking auf die Vulkane von Isabella.

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Eigentlich wollte ich mit dem Tagebuchschreiben erst in Ecuador beginnen. Deshalb, weil der Flug überwunden ist, man sich bereits etwas an die Gelassenheit der Südamerikaner gewöhnt hat, und vor allem, weil dann die eigentliche Reise erst beginnt schön zu werden.

Aber was soll ich machen, mitten in der Nacht in einer MD 11 der KLM auf Platz 30B, den ich schon ganz gut kenne. Irgendwie setzen die mich da immer hin. Von Notausgang mit Beinfreiheit keine Spur, trotz Wochen vorher anfragen, motzen, winseln und betteln. Bestechen habe ich noch nicht probiert. Man soll noch Ziele für später haben. Es geht keine Reservierung vorher bei Gruppentickets der Marke KLM. So bin ich eingezwängt in Sitzabstand gefühlte 60 cm und nehme wahr, wie so langsam meine Nachbarn einer nach dem anderen sanft wegdämmern. Ich habe schon mit der Schlaftablette in Simones Kulturbeutel geliebäugelt, aber man soll sein Pulver nicht gleich alles verschießen.

Die Eincheckprozedur in Hamburg klappte reibungslos, mein Betteln nach einem guten Sitzplatz (bin immerhin 195 cm lang) wird nett gehört und auf die Kollegen in Amsterdam delegiert. Den Trick kenne ich schon. Die in Amsterdam sind Meister der Rückdelegation. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Maschine nach Amsterdam ist eine kleine Fokker 70, die vollgestopft bis unters Dach fast pünktlich in den dunklen Frühabendhimmel der Stadt abhebt. Die Flugbegleiterin hat sich rührend um mich bemüht, von weitem abgefangen und mir beteuert, dass das Erbrochene des kleinen Jungen auf dem Flug von Amsterdam nach Hamburg kaum noch auf meinem Sitz zu riechen ist, da sie ganz viel von dem Parfum darüber geschüttet hat. Aber, wenn ich etwas merke, soll ich gerne nach mehr Parfum fragen. Danke, mir war schon schlecht...

Natürlich saß die japanische Familie mit den einzigen schreienden Knirpsen weit und breit, direkt neben Simone und mir. Aber was macht das schon, man fliegt ja schließlich in Ferien und ist dann besonders gut gelaunt und tolerant. In Amsterdam haben wir 5 Stunden Zeit zum Umsteigen. Meine Sitzplatzwinselei führt dazu, dass ausnahmsweise nicht nach Hamburg zurückdelegiert wird, sondern die Flucht nach vorne ergriffen wird. Ich solle es doch bitteschön noch einmal beim Einchecken am Gate versuchen, man hätte von hieraus leider keinen Zugriff auf den Rechner. Den Trick kannte ich noch nicht. Die Antwort auf mein Gejammer am Gate war so ungefähr nach meiner Erwartung. Wieso ich das nicht in Hamburg gemacht hätte?... Lassen wir das...

Nach vielen Stunden landen wir schließlich sicher in Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Hier treffen wir auf unsere Reiseleiterin Mery und die aus 10 Leuten bestehende Gruppe. Die ersten Tage verbringen wir im Hochland von Ecuador, bevor es endlich über Guayaquil nach San Christobal auf die Galapagosinseln geht.




Meine Erinnerungen an 1993 kommt mir beim Blick aus dem kleinen Fenster in den blauen, mit Wattebäuchen geschmückten Weihnachtshimmel am Äquator, in den Sinn. Wir waren damals für 4 Tage auf den nördlichen Inseln mit kleinen Kreuzfahrtschiffen unterwegs und haben geflennt wie die kleinen Kinder, als wir die Inseln wieder verlassen mussten. Was haben wir nicht alles in dieser kurzen Zeit erleben dürfen: Tummeln mit Seelöwen, beobachten von Vögeln, Balztänze der Blaufußtölpel, neugieriges Spionieren der Rotfußtölpel... Die Nester waren gefüllt mit bereits mehrere Monate alten Küken, so groß wie Gänse. Die Fregattvogelkinder haben uns mit einem scheinbaren Grinsen angestiert. Die Meeresechsen haben sich an den Felsküsten in Scharen von ihrem aufgesogenen Meersalz befreit, und und und...

Was wird das erst in den nächsten 12 Tagen, wenn wir die Inseln im südlichen Bereich detailliert erkunden werden? Wenn wir nicht auf einem Schiff die meiste Zeit auf dem Wasser sind, sondern zu Fuß die Inselwelt erkunden dürfen? Wir sind äußerst gespannt und platzen fast vor Vorfreude und Erwartungen.




Wir landen pünktlich in Puerto Baquerizo Moreno auf San Christobal. Ein starker Wind bläst uns entgegen, als wir den Boden der Insel betreten. Die Sonne scheint, und es ist herrlich warm. Der lokale Guide Ernan empfängt uns und wird unser Begleiter für die nächsten 5 Tage. 2 Reiseleiter, da kann ja nichts mehr schiefgehen.




Die Galapagosinseln befinden sich auf einem vulkanischem Hotspot, der sich mit der Drift der Erdplatten verschiebt. Dadurch entstehen im Laufe der Jahrmillionen immer wieder neue Inseln, die das Archipel heute bilden. Die "verwunschenen Insel" haben eine bewegte Geschichte erfahren. Zunächst als Gefängnisinseln für Verbrecher, dann als urbanes Land für die Ecuadorianer und später für die vielen Besucher aus aller Welt.

Das Fantastische an den Inseln ist die offensichtliche Bestätigung der Theorien von Darwin und die Tatsache, dass die hier lebenden Tiere kaum Fluchtverhalten lernen mussten, da sie so gut wie keine Feinde haben und sich mit ihren Lebensbedingungen speziell auf die vorherrschenden Verhältnisse der jeweiligen Insel entwickeln konnten. Das bedeutet für den Besucher, dass er neben einer faszinierenden Vulkanlandschaft mit ungewöhnlicher meist endemischer Flora, Tiere aus nächster Nähe beobachten kann.

Diese Tiere haben sich auf seltsame Art und Weise vom immerhin über 1000 km entfernten Festland auf die Inseln begeben und sich dort so angepasst, dass teilweise völlig neue Arten entstanden sind. Die Schnäbel der berühmten Darwinfinken haben sich auf den Inseln völlig unterschiedlich entwickelt, je nach den dort vorherrschenden Beutebedingungen.




Heute ist ein Großteil der Inseln Nationalpark und darf entweder gar nicht oder nur an bestimmten Punkten von Menschen betreten werden. Auf einigen Inseln, wie z.B. San Christobal leben einige tausend Bewohner, die natürlich genauso wie die Besucher einige Probleme für die Tierwelt mit sich bringen. Man hat aber erkannt, wie wichtig der Schutz der Inseln ist und greift hart durch, um den Park zu erhalten. Auch sind einige Inseln fast vollständig von den eingeschleppten Hunden, Katzen, Ziegen, Mäusen usw. befreit worden. Ferner versucht man die dem Aussterben nahen Tierarten gezielt zu schützen. Viele Schildkrötenaufzuchtstationen haben große Erfolge erzielt, da sie die Winzlinge erst nach ein paar Monaten freilassen, und sie so vor Katzen und anderen Feinden weitgehend geschützt sind.




Unser erster Ausflug geht zu einem am Rande der Stadt gelegenen Fregattvogelfelsen. Auf den spröden Lavahängen wachsen die Balsambäume mit sattgrünen neuen Trieben. Dazwischen stehen Opuntien und andere meterhohe Kakteen. Die ersten Kleinvögel, wie Wellensittiche und Finken zwitschern in der Mittagssonne.




Wir steigen auf dem gut befestigten Weg hinauf auf den Fregattvogelfelsen. Man hat von hier oben einen herrlichen Blick auf die Bucht der Stadt, in der sich dutzende Motor- und Segelboote befinden.




Unterhalb der Klippen befinden sich in nahezu senkrechter Wand die Äste von Balsambäumen, auf denen sie sitzen. Junge Fregattvögel, die vor wenigen Wochen flugfähig geworden sind. Sie sind bereits fast so groß wie die Erwachsenen. Die ausgewachsenen Männchen mit ihren roten Kehlsäcken sind bis auf einzelne Ausnahmen zu neuen Ufern unterwegs. Frau und Kind lassen sie jetzt alleine.




Auch sieht man die uns noch von der letzten Reise vertrauten Blaufußtölpel mit ihren riesigen blauen Füßen. Allerdings ist jetzt nicht die Zeit für die für uns urkomischen Balztänze.




Unweit der Stadt, auf dem Weg ins Hochland, sehen wir die erste Schildkrötenaufzuchtstation. Diese Stationen werden Galapagueras genannt. Sie haben das Ziel, junge Tiere aufzuziehen, und wenn sie ein gewisses Mindestalter erreicht haben, kontrolliert auszusetzen.




Das soll die Population, die teilweise durch die vom Menschen eingeschleppten Feinde, wie z.B. wilde Hunde, sichern helfen (immerhin sind bereits 4 der 13 auf Galapagos lebenden Unterarten ausgestorben). Die Zuchtstation ist relativ neu errichtet worden und bietet uns die Möglichkeit, die Tiere während der Fütterung zu beobachten.







Nachdem wir die Miconiazone des Hochlands verlassen haben, kommen wir nach Puerto Chino. Hier ist die Vegetation wieder völlig anders und wechselt zwischen endemischen Pflanzen und Farnen, z.B. den schwarzen Flechten und den miteingeschleppten Guaven, Brombeeren und Obstbäumen.




An dem herrlichen Strand nehmen wir ein Bad und essen unser Mittagslunch. Die Bucht ist so ziemlich genau das, was man von einem Traumstrand erwartet. Weißer Sand, hohe Wellen, blaues Meer, ein paar Felsen mit Fregattvögeln und Tölpeln. Es regnet zwar ein wenig, aber niemand kann uns abhalten von dem Sprung in das rund 25 Grad warme Wasser.




Nachdem wir uns im Pazifik ausgiebig erfrischt haben, geht es wieder zurück ins Hochland zu der Kraterlagune El Junco. Die etwa einstündige Umwanderung des ca. 300 Meter im Durchmesser großen Kratersees lässt uns vielfältige Eindrücke genießen.





Etwa 50 bis 100 Meter tief ist das Innere des Kraters, in dem sich etwa 5 Fregattvögel mit etwas ganz besonderem beschäftigen.





Sie fliegen im Sturzflug auf die Wasseroberfläche zu, tauchen kurz ins Wasser ein und starten wieder durch. Mehrfach wiederholt sich diese Prozedur. Aber sie fischen nicht, nein, sie entsalzen sich im Süßwasser des Kratersees. Fregattvögel sind Räuber, die nicht im Meer die Fische fangen, sondern sie z.B. den Tölpeln abjagen. Durch das Berühren des salzhaltigen Wassers wird ihr nicht dafür geeignetes Gefieder beeinträchtigt. 








In den nächsten Stunden erleben wir die Faszination dieses Archipels. Zwischen den riesigen Lavabrocken dösen dutzende von fast einem Meter langen Meeresechsen vor sich hin und stoßen hin und wieder Salzfontänen aus.





Die elf neugierigen und fotografierenden Touristen scheinen sie wenig zu beeindrucken. Urzeitlich wirkt die Szenerie am mittlerweile wieder sonnendurchfluteten Küstensaum.











Langsam wandern wir weiter an der Küste entlang zu einer Bucht, an der sich eine Seelöwenkolonie eingefunden hat. Fast eine Stunde beobachten wir das Harem aus rund 20 Weibchen mit etwa der gleichen Anzahl an ca. 4 Wochen alten Babies. Wir erleben Szenen, die unsere Gemüter erheitern:

Wildes Gebrüll von zwei Machoseelöwen, das Säugen von Babys, das Winseln nach ihren fischfangenden Müttern, das Sterben eines verlassenen Heulers (so ist die Natur...) und das Schwimmen und Toben der spielenden Jungseelöwen. Wir sind kaum loszureißen, aber der Tag neigt sich dem Ende zu.










Der Wecker reißt mich um 3.45 Uhr aus dem viel zu kurzen Schlaf. Mit der Stirnlampe auf dem Kopf tappen wir in die Dunkelheit hinaus und schlendern geradewegs zum Hafen. Hier erwartet uns ein kleines Schlauchboot mit Außenbordmotor, das Platz für 6 Leute hat. Ein braungebrannter, etwas dicklicher Ecuadorianer führt uns zu der nicht zu erkennenden Motoryacht. Noch etwas unbeholfen steigen wir in das Boot ein, ziehen uns die Schuhe aus und hocken uns auf die erstbeste Sitzgelegenheit. Wenige Minuten später wird die zweite Ladung an Bord genommen, und es geht sofort los. Es ist immer noch finster, so dass das Schiff mit Radar und GPS den Hafen mit brummenden Dieselmotoren verlässt. Ich klettere auf das Oberdeck, setze mich auf einen Plastikstuhl und schaue dem Kapitän bei der Navigation zu. Was soll ich auch sonst tun, da man draußen noch immer nichts sieht.





Das Schiff macht etwa 9 Knoten, welches einen ganz schönen Fahrtwind erzeugt. Dennoch ist es so warm, dass man im T Shirt und barfuß sitzen kann.

Um 5.30 Uhr erkennt man die Silhouette von der Vulkaninsel San Cristobal, die Steuerbord liegt. Wir erkennen auch die Menschen, die uns begleiten. Es sind neben dem Bootsführer noch zwei weitere Männer und eine kleine rundliche Frau. Langsam stellt sich bei uns ein freudiges Gefühl ein beim Betrachten der Landschaft und dem Genuss, an Bord zu sein. Wir probieren alle Sitz- und Liegebereiche des Schiffes aus, am besten ist es natürlich auf den Gummimatratzen im vorderen Schiffsbereich.




Die herrliche Küstenlandschaft streicht an unseren Augen gemütlich vorbei, die neugierigen Fregattvögel sind unsere ständigen Begleiter, aber auch Tölpel, Seemöwen, Delphine und Seelöwen werden gesichtet. Ein besonderes Highlight ist ein Meeresschildkrötenpaar, welches ungestört auf der Wasseroberfläche kopuliert. Ein ulkiges Geklapper ist dabei weit zu hören.

Nach gut 3 Stunden Fahrt ist die nördliche Spitze von San Cristobal beinahe erreicht. Die Sonne scheint mittlerweile intensiv, währenddessen der Matrose den Anker wirft. Mit dem bereits beschriebenen Schlauchboot werden wir nach einem leckeren Frühstück an den herrlich warmen Sandstrand gefahren.




Bei der Nasslandung traue ich meinen Augen nicht. Meeresschildkröten sind wenige Meter von uns entfernt im heißen Sand zu sehen.










Nachdem die Truppe vollständig an Land gekommen, die Badeschlappen gegen Turnschuhe ausgetauscht worden sind und noch einmal Sonnencreme aufgelegt wurden, machen wir uns vom Punta Pitt auf zu einem 3stündigen Fußmarsch ins Landesinnere nach Galapaguera, ein 1993 gegründetes Schildkrötenreservat. Hier sollen wir einige der rund 2500 auf der Insel vorkommenden Schildkröten sehen können.





Wir treten vom Sandstrand über die Dünen in ein Meer von Sträuchern und uns unbekannte Pflanzen. Im Hintergrund ragen die Reste eines Vulkans aus der Ebene, der unser heutiges Tagesziel darstellt. Der Weg ist schmal und das Gezwitscher der Vögel vermischt sich mit den Geräuschen der Brandung, die noch lange zu hören ist. Wir sehen Finken verschiedener Art, gelbe Wellensittiche, Galapagosspottdrosseln, ein paar Bahamaenten in einer kleinen Lagune und nach rund 3 km Fußmarsch die ersten Schildkröten.





Das Erlebnis der Begegnung mit diesen Reptilien ist kaum beschreibbar, wenn man tatsächlich vor einem über 100 Jahre alten Exemplar gestanden hat. Wir sehen insgesamt etwa 10 Tiere verschiedenen Alters und damit entsprechender Größe.




Am Fuße des Vulkanrestes angelangt, machen wir in der brütenden Mittagshitze eine kleine Pause und schauen uns von einer exponierten Stelle die ganze Region an.




Weit im Hintergrund erahnt man die Küste mit unserem kleinen Schiff. Wir sind die einzige Gruppe heute hier gewesen. Mit strammem Schritt gehen wir die gleiche Strecke zurück, denn als Motivation und Belohnung erwartet uns ein Bade- und Schnorchelerlebnis in der kleinen Bucht. Wir stürzen uns in das klare Wasser und schauen ein paar bunten Fischen zu, die zwischen den Steinen hervorkommen.





Am Abend erreichen wir wieder Puerto Baquerizo Moreno und blicken auf einen wundervollen Tag zurück.

Zum Abschiedsessen auf San Cristobal gab es fantastische Langusten, deren Geschmack und Größe ungewöhnlich gut waren, so dass ich von Simone, die das Zeug normalerweise verschmäht, nur ganz wenig abfregattvogeln konnte.

Morgen werden wir die Insel verlassen und über Espaniola nach Floreana fahren.




Und wieder reißt uns der Wecker viel zu früh aus den Träumen. Um 4.30 Uhr geht die Fahrt nach Espaniola los, zur südlichsten Insel des Galapagosarchipels. 4 Stunden fahrt durch den bis 6.00 Uhr pechschwarzen stillen Ozean liegen vor uns. Es ist stockdunkel, keine Sterne am Himmel, die Wolken bedeuten, die sich hoffentlich bald verziehen.




Der Wellengang ist beachtlich, so dass niemand auf die Idee kommt, auf dem offenen Vorderdeck platzzunehmen. Vermeiden der Seekrankheit ist die Devise, die nicht jederfrau gelingt.

Gegen 9.30 Uhr werden die Konturen von Espaniola deutlicher. Vor der Punta Suarez liegen 7 Schiffe, die die mitgebrachte Ladung bereits ausgeschifft haben. Hoffentlich sind die Leute weg, wenn wir auf die Insel kommen. Das Wetter hat sich schnell zum Positiven verändert. Die Wolkendecke ist über der Insel offen und die Sonne brennt mit voller Kraft herunter. Mit dem Schlauchboot fahren wir durch die herrliche Bucht und haben eine trockene Landung an einer felsigen Küste, die von Seelöwen, Galapagoskrabben und Meersechsen gesäumt ist.





Zwei Gruppen sind noch auf der Insel, die sich aber gerade für den Rückmarsch an Bord fertigmachen. Jetzt haben wir die freigegebenen Inselpunkte für uns ganz alleine. Die folgenden 2 Stunden an der Steilküste der Insel entlang, sind nun das, was an dieser Inselgruppe so euphorisierend wirkt.

Wir schauen uns hunderte von Maskentölpeln mit ihrer zum Teil gerade geschlüpften Brut an. Teilweise nisten die Vögel sogar direkt auf dem Weg. Blaufußtölpel, Galapagosspottdrosseln, Finken sowie noch einige Albatrosse, die eigentlich um diese Jahreszeit bereits weggeflogen sein müssten. Zwei kleine versuchen an den Klippen ihre ersten Startversuche. Es ist zum Schieflachen und kostet mich 5 Filme, die ich mit köstlichem Genuss durch das Kameragehäuse ziehe.






























































Um 12.30 Uhr bringt uns das Schlauchboot wieder an Bord. Die Stimmung dort hat sich allerdings negativ verändert. Die Crew hat das hintere Deck geöffnet und den Motor zum Teil auseinandergenommen. Oh, oh, wenn das man gut geht...

Mit 2 Stunden Verspätung geht es dann los in Richtung Floreana, wo wir am Abend ankommen müssten, wenn nichts unterwegs passiert. Aber es passierte etwas, und zwar auf hoher See wurde plötzlich die Maschine gestoppt und erneut am Motor repariert. Eine der Schiffsschrauben brachte keine Leistung. Die Ursache war eine kaputte Welle. In den Minuten schwankten wir nun im wahrsten Sinne des Wortes in den z.T. mächtigen Wellen wie eine Nussschale und konnten wählen zwischen Sorgen und Bewunderung der Improvisationskunst der Schiffsmannschaft. Wieder vergingen fast zwei Stunden, bis wir wieder flott waren. Wir denken besser nicht darüber nach, wie das hätte enden können...





Die lange Fahrt nach Floreana macht uns mürbe. Wir sitzen zu viert auf dem Vorderdeck und versuchen, das beste aus der Situation zu machen. Das Meer ist glücklicherweise nicht mehr so unruhig wie heute morgen, so dass wir uns trauen, auch im Dunkeln vorne zu sitzen. Fast um Mitternacht kommen wir endlich auf dem Eiland an.




Am Strand sitzend, direkt vor unserer kleinen Unterkunft, erhole ich mich ein wenig von den Strapazen des gestrigen Tages.

Wir frühstücken in der etwas merkwürdigen Atmosphäre des Hostals Wittmer. Die Tochter der im Jahr 2000 gestorbenen bekannten Frau Wittmer serviert und spricht etwas mürrig ein paar Worte auf Deutsch mit uns.

Gegen 9.00 Uhr werden wir dann wieder auf die King Marine gebracht. Wir erhaschen ein paar Blicke auf den Ort Puerto Velasco Ibarra, den wir gestern Abend so spät angelaufen sind. Das Wetter ist heute besonders gut, denn die Sonne scheint bereits prall auf unsere Haut. Trotz Faktor 24 habe ich mir ein paar Stellen verbrannt. Man muss sehr auf der Hut sein.




Wir fahren etwa eine Stunde an der Küste in nördlicher Richtung und genießen die Blicke auf die Vulkanlandschaft, die sich in der Regenzeit mit sattem Grün darstellt. Eine Nasslandung erfolgt an einem wundervollem Sandstrand. Nur wenige Schritte muss man gehen, um in der Post Office Bay die "Poststelle" zu finden. Diese wurde 1793 von Piraten erstmals erwähnt. Jedes Schiff, welches Galapagos verließ, besuchte vorher diese Bucht, deponierte Nachrichten im dafür vorgesehenen Holzfass und nahm die Briefe mit dem Bestimmungsort auf der eigenen Route mit.




Da der Brauch bis heute weitergeführt wird, staunen wir nicht schlecht über die vielen Ansichtskarten, die in dem Fass liegen. Leider ist aus dem Großraum Hamburg keine dabei.







Eine kurze Bootsfahrt bringt uns weiter nach Norden zum Punta Cormoran. Hier landen wir wieder nass und genießen gut eine Stunde wieder Unglaubliches. Hinter der Küstendüne liegt eine stille, weiträumige Lagune mit Mangroven und Dutzenden Flamingos. Sie sind so nah am Ufer, dass wir sehen können, wie sie mit ihren speziell geformten Schnäbeln den Morast durchpflügen und nach Krebsen suchen. Einige Vögel stehen auf einem Bein und dösen in der Mittagssonne vor sich hin.













Wir gehend staunend beobachtend an der Lagune entlang zu einer weiteren Bucht, genießen dabei den milden Duft der Balsambäume, und halten Ausschau nach Meeresschildkröten, die es hier geben soll. In den auflaufenden Wellen der Bucht tummeln sich rund 20 liebestolle Meeresschildkröten und umwerben ihre potenziellen Partner. Wieder wohnen wir einem Naturschauspiel bei.











Mit einem 5stündigen Ritt über die Wellen des Pazifischen Ozeans gen Westen, erreichen wir Isabela, die größte Insel des Archipels. Vor uns liegt die Isla Tortuga, die wie der Panzer einer Schildkröte liegend erscheint. Wir fahren durch die Bruchteile des explodierten Vulkans hindurch und sehen jede Menge Vögel brütend im Fels oder kreischend in der Luft. Gerade noch bei etwas Tageslicht laufen wir den Hafen von Puerto Villamil an und werden nach einer etwas langwierigen Trockenlandung mit einem Pick Up in unsere Unterkunft für die nächsten drei Tage gebracht.




Am frühen Morgen des nächsten Tages nehmen wir unser Domizil bei Sonnenlicht unter Augenschein. Die nette Schweizerin, die das Hotel hier vor 10 Jahren aufgebaut hat, umsorgt uns wie eine Mutter. Das Restaurant ist ein wenig im Hintergrund angesiedelt und die einzelnen Zimmer in kleinen Chalets direkt am Strand gebaut.




Um 8.00 Uhr gibt es ein phänomenales Frühstück mit Obst, gerösteten Brötchen, Rührei und Marmelade.

Wir gehen zunächst durch den 1600 Seelen zählenden Ort Puerto Villamil, sehen ein paar Geschäfte, Restaurants, die Plaza de Armas mit einer kleinen Kirche. Ein typisches südamerikanisches Dorf nehmen wir wahr. Einmal pro Woche soll hier auch die Post abgeholt werden.

Unsere heutige Wanderung geht über etwa 10 km am Strand entlang durch einen dichten Mangrovenwald. Die Mangroven können in Salzwasser leben und haben eine enorm wichtige Filterfunktion, um das Lagunenleben dahinter zu schützen. Wir sehen wieder Meeresechsen, ein paar Flamingos in den Lagunen, Finken, Watvögel, Pelikane, Heuschrecken und Hummeln, die die Opuntienblüten bestäuben. Die Sonne knallt, und da, wo der Meereswind uns nicht treffen kann, ist es mehr als brütend heiß; daheim ist Frost, oh welch eine Vorstellung...




Unser heutiges Ziel ist die "Muro de las Lagrimas", die Mauer der Tränen, die ca. 100 Meter lang und 8 Meter stark ist und nur der Zwangsarbeit willen errichtet wurde. Diese Mauer ist ein Überrest der Strafkolonie, die in den 1940er Jahren auf Isabela errichtet wurde und deren Gefängnis 1959 aufgelöst wurde.




Wir laufen durch die von xerophytischer Vegetation geprägte Trockenzone. Besonders geisterhaft wirken die durch Flechtenbewuchs silberweiss glänzenden blattlosen Balsambäume. Auf einem Aussichtspunkt haben wir einen wundervollen Blick über die Küste, das flache Tiefland und das z.T. in Wolken liegende Hochland der großen Vulkane. Dorthin wird übermorgen unser Trekking gehen. Wir haben den Tag nach dem Trekking vorgezogen, um Sylvester feiern zu können, daher hat sich der Plan  ein wenig verändert.













Am späten Nachmittag kehren wir um und haben am Strand, etwa 2 km vom Ort entfernt ein geniales Picknick. Auf den Felsen mit kleinen Klappstühlen sitzend schauen wir den Meeresechsen beim Algenfressen zu, landet ein Pelikan klatschend im Wasser, krabbeln die roten Krebse scharenweise über den schneeweißen Sand, und wir haben unsere Teller auf dem Schoss und futtern Hühnchen mit Kartoffelsalat und eine Cerveza. Ich komme mir vor wie in einem perfekten Heimkino mit optimalem Bild und Ton. Ist das ein Traum, was wir hier sehen und hören, oder ist es die geniale Wirklichkeit? Ein Riesenlob an die Ideen und die Organisation von Hauser Exkursionen.

Mit vollem Bauch und ein wenig wacklig auf den Beinen laufen wir die letzten 2 km barfuß am Strand entlang zurück zu unserer Unterkunft. Es ist so heiß, dass Alle nur das Eine wollen: schnell in den Stillen Ozean zu springen... es ist eine Wonne!!!




Am Silvesternachmittag laufen wir in Richtung Osten des Ortes Villamil an die Mole, an der wir vor zwei Tagen bei Nacht gelandet waren. Ein recht großer Außenborder bringt die gesamte Gruppe in ca. 15 Minuten auf eine Halbinsel namens Tintoreras, was so viel wie Haifische heißt. Die Trockenlandung auf der AA-Lava geht glatt und die Ausblicke auf die Lava - und Mangrovenlandschaft sind unglaublich. Wir laufen nur wenige Meter und sehen Meeresechsen der schönsten Art, Blaufußtölpel und vieles mehr.




Aber unser Ziel ist eine Mangrovenlagune, in der wir schnorcheln wollen und vielleicht ein paar Fische sehen können. Auch für den Menschen ungefährliche Haifische (Ca. 1 Meter lang) soll es in den Tintorers geben. Bei halber Ebbe sind sie am besten zu sehen, wenn sie in dem ruhigen Wasser schlafen. Abends gehen sie dann auf die Jagd.

Und wir erleben in der nächste Stunde das Unglaubliche. Wir schwimmen mit den Haifischen ohne Angst und nur wenige Meter entfernt. Schade, dass ich keine Unterwasserkamera habe. So bleibt nur die Schilderung und die Erinnerung.




Nach der Schnorchelei werden wir wieder von dem Boot aufgenommen und noch ein wenig durch die Gewässer unweit des Ortes gefahren. Dabei sehen wir eine Kolonie von Galapagospinguinen, Blaufußtölpel und etliche andere Wasservögel.










Am Abend wird eine Silvesterfeier angeleiert mit Truthahn, Luftschlangen, Sangria und vielen netten Ideen mehr. Wir schlemmen mit Dora unserer Hauswirtin wie im Paradies.

Im Dorf ist man bester Laune. Die Menschen sind auf den Straßen um die Plaza de Armas, haben lateinamerikanische Rhythmen im Sinn und bereiten den Jahreswechsel mit auch uns bekannten Praktiken vor. Um Mitternacht wird alles Ungeliebte des ausklingenden Jahres verbrannt, in der Hoffnung, dass das neue Jahr ein besseres wird. Politikerfiguren werden gebaut und ausgestopft und schließlich ein Opfer des Flammentodes. So sitzen am Straßenrand nicht nur angetrunkene Ecuadorianer, sondern auch Polizisten, Diebe, Nationalparkwächter, Spidermans u.a. die auf ihre Verbrennung um 24.00 Uhr warten.

Wir sind fröhlich, genießen die Atmosphäre und wünschen uns ein frohes neues Jahr, welches morgen mit dem zweitägigen Trekking in das Hochland der Vulkane von Isabela beginnen wird.






Heute ist der Tag des Trekkingbeginns. Wir werden mit den Pickups ins Hochland gefahren, wo wir die Vulkanlandschaft Sierra Negra erkunden wollen.






Das Wetter weiß noch nicht so genau, was es will. Jedenfalls sind in den Bergen die saisonal bedingten dicken Regenwolken vorhanden, was aber nichts heißen muss, denn das Wetter ändert sich schnell. Ich bin sehr gespannt, was uns in den nächsten gut 2 Tagen erwarten wird (übrigens ist diese Tour einzigartig und wird nur von Hauser angeboten; wir dürfen daher etwas ganz besonderes erwarten).

Die Pickups werden beladen und da es in Strömen regnet, muss noch ein Dach eingebaut werden. Die Landschaft der flachen Zone zieht rasend schnell an uns vorbei. Dass es in der Trockenzone so stark regnet, kommt sicher nicht oft im Jahr vor. Aber wir sind ja auf alles vorbereitet.






Etwa eine Stunde dauert die Fahrt ins Hochland. Die Hoffnung auf oben liegendes besseres Wetter hat sich leider zerschlagen. Es gießt wie aus Kübeln, als wir an dem Weiler Cura ankommen. Hier kann der Pickup nicht mehr weiter, so dass das Gepäck auf die wartenden Pferde verladen werden muss.

Wir stellen uns noch einen Moment unter und rödeln unsere Regensachen auf. In so einem Wetter haben wir bislang noch keine Tour gestartet. Bereits nach wenigen Minuten sind wir durchnäßt. Die Pfade sind knöcheltief mit Matsch behaftet. Nach Gleichgewicht suchend tapsen wir in den Nebel.






So steigen wir knapp 2 Stunden an und erreichen den Rand der riesigen Caldera des Vulkans Sierra Negra. Das Innere wird gelegentlich sekundenbruchteillang freigegeben, so dass wir einen ganz kleinen Eindruck bekommen, von dem, was man sehen würde, wenn denn die Sicht vorhanden wäre.






Gegen 12.00 Uhr erreichen wir den Lagerplatz an der Kraterwand gelegen und machen eine kleine Pause. Der Regen ist in ein leichtes Nieseln übergegangen, aber es ist recht angenehm warm. Dann geht es weiter zu dem etwa eine gute halbe Stunde entfernt liegenden Vulkan Chico. Dieser liegt etwas niedriger als die Kraterwand des Sierra Negra in einer Trockenzone, die die südöstlichen Wolkenströme, in denen wir den ganzen Morgen gelaufen sind, nicht abbekommen. So nehmen wir die Vulkanlandschaft deutlicher wahr und werden auch noch kostenlos getrocknet.






Die Tätigkeit des Chico ist nicht beendet, denn der letzte große Ausbruch war 1979. Es ist seither noch fast nichts an Pflanzen gewachsen, so dass die Erde die vielfältigsten Formen des Vulkanismus offenbart.












Lavatunnel, Stricklava, eingestürzte Nebenkrater, riesige AA- Lavafelder und gewaltige Fumarolen, aus denen warmer Wasserstoffqualm emporquillt. Schwefliges wechselt sich mit braunen Felsen ab. Wir wandern um die verschiedenen Krater des Chico und erkunden die vulkanischen Gegebenheiten. In der Ferne sieht man die Westküste, die einen blauen Himmel dynamisch abbildet. Es ist unglaublich, wie auf so wenigen Kilometern die Wetterverhältnisse völlig unterschiedlich sein können.






Um 15.00 Uhr sind wir am Lagerplatz angekommen, die Pferde wurden mittlerweile abgesattelt, die Zelte aufgebaut und Ordnung gemacht. Wir beziehen ganz routiniert ein gutes Tunnelzelt und richten uns in der Nässe ein. Wenig später sitzen wir im Essenzelt bei Kaffee und Keksen und flachsen mit den Mitreisenden. Wir haben viel Spass miteinander und kommen gut klar...






Ich sitze auf dem verrosteten Klappstuhl im Nebel des Vulkans Sierra Negra in Sichtweite von 5 Metern vor meinem Zelt und verbringe die Zeit bis zum Frühstück mit Tagebuchschreiben. Gott sei Dank hat es (zunächst?) aufgehört zu regnen, aber der Nebel ist so dick und feucht, dass an das Trocknen der nassen Klamotten nicht zu denken ist.

Heute werden wir auf dem Calderarand zunächst den gleiche Weg wie beim gestrigen Hinmarsch zurückgehen, und dann den südwestlichen Teil des Vulkans erkunden. Dort gibt es den sogenannten Schwefelvulkan, der Wasserdampf und Schwefelgeruch als Fumarolen ausstößt.






Wir steigen ab in die Caldera, die wir zum Erreichen des Schwefelvulkans durchqueren müssen. Hier wachsen Farne und Moose, die zu 90% durch die brutal scheinende (normalerweise) Sonne verbrannt sind. Die wenigen frisch gewachsenen sattgrünen Halme können nur ein paar Tage alt sein.









Die Schwefeldämpfe sind nicht ganz ungefährlich, aber die Farben und Formen machen uns sehr neugierig.












Nach der Besichtigung der Schwefelaustritte machen wir uns auf den Rückweg.

Mit klatschnassen Trekkingsachen erreichen wir am Nachmittag wieder unsere Basis auf Isabela.






Das Wetter auf Isabela ist uns nicht mehr hold. Es heißt Abschied nehmen von der größten Insel des Archipels. Das Meer tobt, der Himmel ist grau, der Miefquirl an der Decke unseres Hotelzimmers schafft es nicht, den Gestank der feuchten Trekkingklamotten zu vertreiben. Wir haben schon viel mitgemacht z.B. auf unseren Urwalderkundungen, aber so verdreckt waren wir noch nie. Selbst die Seesäcke sind vom antrocknenden Matsch gezeichnet.






Um 9.00 Uhr befinden wir uns auf dem Schnellboot, welches etwas kleiner als die King Marine und auch weniger komfortabel ist, aber mit 2 jeweils 200 PS starken Außenbordmotoren werden wir in nur 3 Stunden nach Santa Gruz, der Hauptinsel der Galapagosinseln gebracht. Das Transportschiff nimmt schnell Fahrt auf, die Crew ist sichtlich um unser Wohlergehen bemüht, und schon verschwindet der Hafen von Puerto Villamil aus unserem Gesichtsfeld. Rund 20 Knoten macht das Boot, dem Wellengang entsprechend ist das fast wie Achterbahnfahren. Der Kapitän nimmt bei den größten Brechern das Gas etwas zurück, so dass der Aufschlag im Wellental etwas abgemildert wird. So werden wir durchgeschüttelt und mit Meerwasser eingesalzen.

Das Wetter hat sich indes völlig geändert. Blauer Himmel und strahlende Sonne machen aus dem Meer ein Diamantenfeld. Die dicken Regenwolken auf Isabela verklären sich zu einem gewaltigen Wirbel.






Auf der Insel Santa Cruz unternehmen wir zunächst einen Ausflug ins Hochland. Hier hoffen wir frei lebende Schildkröten zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit sie zu sehen ist recht groß, denn in der beginnenden Paarungszeit sind sie auf dem Weg, dieses Gebiet zu durchziehen. Wir sehen 18 Riesenschildkröten, bis zu 300 kg schwer, die sich beim Fressen nur langsam fortbewegen und mit grunzenden Geräuschen auf sich aufmerksam machen. Wenn man lange genug zuschaut, sind diese Tiere alles andere als langweilig und man kann fast beliebig nahe an sie heran.









Unweit des Gebietes, wo wir den Schildkröten zuschauen konnten, befindet sich ein sogenannter Lavatunnel, den wir genauer inspizieren wollen. Meine Vorstellungen von einem Lavatunnel wurden ganz schnell über den Haufen geworfen. Von wegen Kopf einziehen und Rücken schonen. Der Hohlraum ist über 10 Meter hoch und dieser Tunnel über 700 Meter lang.






Die längsten Lavatunnel der Erde liegen auf Hawai, in Australien und auf den Galapagosinseln. Sie erreichen bis zu 10 km Länge. Sie entstehen bei Lavaausbrüchen, wenn die abfließende Lava besonders dünnflüssig ist und damit bei entsprechendem Gefälle sehr schnell fließt. Die Erkaltungsschicht an der Kontaktstelle Lava-Luft und Lava-Erde härtet aus zu einer Dicke von nur 30 bis 50 cm, der Rest fließt ab und hinterlässt den gewaltigen Hohlraum.









Oh, welch ein wundervoller Tag!

Oh, was genießen wir diesen Höhepunkt der Reise!

Die Gefühle sind im Überschwang; Freuden- und Abschiedstränen lassen sich kaum noch unterdrücken. Wie bringe ich das Erlebte bloß zu Papier in meinem Tagebuch?

Bereits um 6.30 Uhr sitzen wir im Restaurant und laben uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet. Es gibt frisches Obst, frisch gepressten Brombeersaft, richtigen Filterkaffee, Joghurt, Müsli, Omelette, Schinken und Käse.
Die wenigen Schritte zum Hafen laufen wir voller Erwartungen, mit reichlich Filmmaterial im Rucksack und der Taucherbrille nebst Badesachen in der Hand. Das Ausflugschiff Santa Fe nimmt uns und 6 weitere Hotelgäste an Bord. Das Schiff ist erheblich größer als die King Marine und auch sehr komfortabel. Simone und ich machen uns sofort auf das Oberdeck und sichern uns die besten Aussichtsplätze, die auch noch nebenbei die Wahrscheinlichkeit der Seekrankheit auf ein Minimum reduziert.

Wir verlassen den Hafen von Puerto Ayora in Richtung Plaza Sur, einer etwa 1 qkm großen Insel am nordöstlichen Rand von Santa Cruz.






Das Boot nimmt die Geschwindigkeit etwas zurück und driftet gemächlich ans Ufer von Plaza Sur. Die kleine Insel besteht im Süden aus einer Steilküste, die übersät ist mit Guano von den hier nistenden Vögeln. Die weißen Flecken auf dem fast schwarzen Vulkangestein sind deutlich abgebildet. Viele Vögel tummeln sich und können wegen der Entfernung noch nicht identifiziert werden. Nach Norden fällt Plaza Sur ab wie ein flacher Keil. Man erkennt reichlich Kakteen und flache Buschgewächse, die wir uns näher anschauen werden. Am flachen Strand, der übersät ist mit Lavabrocken, hören wir bereits den Begrüßungschor der Seelöwengesellschaft. Hunderte der Tiere aller Altersgruppen tummeln sich spielend im Wasser und an Land.






Nach kurzer Zeit haben wir die steinerne Treppe entdeckt, an der die trockene Landung stattfinden soll. Wir steigen in das recht geräumige Beiboot und bereiten hoffnungsvoll die Landung vor. Aber eine Fraktion der Seelöwen scheint etwas gegen unser Vorhaben einzuwenden zu haben. Zwei kräftige Seelöwen liegen auf der Treppe und machen keinerlei Anstalten, den Besuchern Platz zu machen. Unser lokaler Führer springt von Bord und unser Boot hält gebührenden Abstand. Der Führer versucht nun mehrere Minuten lang, die beiden Faulenzer ins Wasser zu bewegen. Einer zieht auch mit einigen kritischen Knurrkommentaren mit einem Sprung ins Wasser ab. Dem anderen scheint es hingegen Spaß zu machen, den naturkundlichen Leiter zu ärgern und uns zu amüsieren. Dieser klatscht ununterbrochen in die Hände, erreicht aber zunächst nichts. Was ich vorbildlich finde; er fasst das Tier nicht an, sondern probiert nur durch variantenreiche Bewegungen, es ins Wasser zu bewegen. Endlich ist es so weit: Die Robbe lässt uns unter Protest an Land.






Wir landen auf Plaza Sur, laufen ein paar Meter auf dem heißen Lavaboden, sehen den ersten Opuntienkaktus und darunterliegend etwa ein Dutzend Landleguane, einige Meeresechsen und auch zwei der seltenen natürlichen Kreuzungen dieser beiden Spezien. Mit offenen Mündern schauen wir diesen herrlich schönen gelblich-braun gefärbten Reptilien zu.






Etwa 300 Tiere soll es auf diesem winzigen Flecken Erde geben, fast unvorstellbar. Sie sind etwa 6 kg schwer und werden bis zu einem Meter lang. Männliche Landleguane unterscheiden sich von ihren eher graubraunen Weibchen durch die Größe, den gut ausgebildeten Rückenkamm, kräftige Nackenstacheln und eine intensivere Gelbfärbung. Beide Geschlechter ernähren sich bevorzugt von Knospen und Blüten, die ihnen allerdings nur in der Regenzeit zur Verfügung stehen.






In der Garuazeit bleibt diesen Trockenzonenbewohnern meist nur der Rückgriff auf die Früchte und Sprossabschnitte der Baumopuntien,  die sie sogar mit Stacheln verzehren können. Im Gegensatz zu den Meeresechsen besetzen und verteidigen Landleguanmännchen das ganze Jahr über feste Territorien. Ihre Aggresivität erreicht den Höhepunkt in der Fortpflanzungssaison, wenn sie Nebenbuhler durch zeigen der aufgeblasenen Breitseite, heftiges Kopfnicken und Schwanzschlagen zu verscheuchen suchen.







Dabei kann auch Blut fließen. Anfang Dezember gruppieren sich dann paarungswillige Weibchen in den Territorien der erfolgreichen Kämpfer und werden nach einigen Verfolgungsjagden begattet. 1 bis 2 Monate nach der Kopulation  legen die Weibchen 5 bis 15 weiße, pergamentschalige Eier. Dazu graben sie kurze, schräge Tunnel in den Boden. Nach der Ablage wird der Tunnel verschlossen. Da lockerer Boden auf Plaza Sur schwer zu finden ist, bewachen die Weibchen ihre Nistplätze die ersten 2 bis 3 Wochen.






Nach 3 bis 4 Monaten schlüpfen die Jungen, die in der dann beginnenden Trockenzeit und wegen der vorhandenen Feinde einen schwerden Anfang haben. Die Sterblichkeitsrate liegt während der ersten 6 Monate bei etwa 60%. Die Überlebenden sind mit 6 bis 10 Jahren geschlechtsreif. Die Leguane werden vermutlich bis zu 70 Jahre alt.









Wir bleiben fast eine Stunde an dieser Stelle stehen, beobachten diese unglaublich schönen Tiere, hören viel interessante Informationen des Guides und fotografieren, was das Zeug hält...






Wenn man es wagt, den Blick von dieser Attraktion abzuwenden, so erkennt man ein ungewöhnlich schönes Landschaftsbild. Zwei endemische Pflanzenarten dominieren, die bizarren Baumopuntien und die am Boden kriechenden, blattsukkulenten Galapagossesuvien, nahe Verwandte der auf vielen anderen Inseln verbreiteten "normalen" Sesuvien. Beeindruckend ist der spektakuläre jahreszeitliche Farbwechsel dieser kleinen Salzpflanzen. Das in der Regenzeit intensive Grün ihrer fleischigen Blättchen wandelt sich zu Beginn der Trockenzeit in ein tiefes Rot. Diese Wechselphase haben wir gerade vor Augen. Die Sesuvien gehen quasi in eine Trockenschlafphase über und überziehen die Insel mit einem purpurnen Teppich, der lebhaft mit dem Gelbgrün der Baumopuntien kontrastiert.









Das Farbenspiel wird von der schwarzgrauen Lava und einem blauen Himmel wirkungsvoll ergänzt. Nur langsam arbeiten wir uns Meter für Meter den Hang hinauf zur Steilküste, da es so unglaublich schönes zu sehen, zu entdecken, zu hören, zu riechen und zu fotografieren gibt. Von der Steilküste hat man einen wundervollen Blick auf die Insel Plaza Nord und natürlich auf die Hauptinsel Santa Cruz. An der Steilküste sehen wir Gabelschwanzmöwen, Audubonsturmtaucher, Blaufußtölpel, Meeresechsen und Krabben. Der Wind bläst uns kräftig um die Ohren und vertreibt den beißenden Guanogeruch.






Am letzten Tag unserer Reise besuchen wir die Charles Darwin Forschungsstation auf Santa Cruz. Hier werden viele Forschungsaufträge realisiert, aber auch für die Besucher interessantes dargestellt. In einem Präsentationsbereich (auch hier sollten sich Hamburgs Museumsdirektoren ein paar Stunden Nachhilfe in Sachen kundenorientierter Präsentationstechnik geben lassen) wird die Geschichte der Insel ähnlich plastisch wie auf San Christobal erzählt.






Ferner gibt es für die verschiedenen Inseln Aufzuchtprogramme für die Riesenschildkröten, die auch hier in den verschiedenen Lebensphasen betrachtet werden können.






Etwas ganz besonderes bietet der Besuch vom "Lonesome George", dem letzten Überlebenden einer Unterart von der Insel Pinta. Leider hat er bisher alle ihm gebrachten Weibchen verschmäht, so dass wohl bald diese Spezies ausgestorben sein wird. Da die Insel Pinta so gut wie nie Regen sieht, müssen die dort lebeneden Riesenschildkröten an die hoch stehenden Kakteen heran. Daher haben sie entsprechend viel längere Hälse und einen schmaleren Panzer. Wenn George seinen Hals reckt, dann erkennt man den Unterschied zu den anderen Arten deutlich.













Am folgenden Tag fliegen wir zurück von diesem Juwel unseres Globus aufs südamerikanische Festland nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Dort haben wir noch ein paar Stunden, um das Erlebte zu verarbeiten und davon zu träumen, hierher noch einmal in unserem Leben wiederzukommen.

 
     
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