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Auf unserer letzten Reise nach Ladakh im Sommer 2005 lernten wir den jungen ladakhischen Lehrer Dorjee Tsering kennen, der uns als Guide und Dolmetscher viele schöne Facetten seines Landes und seiner Kultur aufzeigte.

Der regelmäßige Kontakt zu ihm entwickelte sich zu einer Freundschaft und zu einem Besuch von ihm 2007 in Hamburg und Graz, wo wir ihm unsere Art zu leben etwas näher bringen konnten.

In diesem Jahr folgten Simone und ich seiner Einladung nach Leh zu ihm nach Hause.

Wir sind sehr gespannt auf die Dinge, die da auf uns zukommen werden.





Auf einem spektakulären Linienflug mit einer Boeing 737 fliegen wir von Delhi in die Hauptstadt der Region Ladakh im Bundesstaat Jammu und Kashmir in Indien. Leh liegt direkt am Indus in einer spektakulären Hochgebirgswüste im Norden des Landes mit Grenzen zu Pakistan und China.

Am Flughafen werden wir von Dorjee und seinem 4jährigen Sohn Rangdol abgeholt und fahren mit seinem kleinen Auto in sein Haus oberhalb der Stadt.

Hier haben wir nun die Gelegenheit, die Familie mit ihren Gewohnheiten und dem Alltag kennenzulernen.






Nilza, Dorjee und Rangdol wohnen in dem geräumigen typisch ladakhischen Haus auf mehreren Etagen mit großem Garten umsäumt von Feldern und netten Nachbarn.






Im Sommer nutzen sie in der Regel nur die obere Etage und vermieten die untere an Freunde oder Besucher. Im Winter ziehen sie wegen der großen Kälte in das Erdgeschoß, wo mit einem einfachen Ofen nur in der Küche geheizt wird.

Simone und ich haben einen großen Raum in der ersten Etage für uns ganz alleine.






Über den Hof fließt ein kleiner Bach, der aus einem Kanalsystem gespeist wird. Hier wird mit einem gut durchdachten Bewässerungssystem das Gemüse im Garten und das Haus mit Brauchwasser versorgt.

Trinkwasser muss mit Kanistern aus einer öffentlichen Leitung über 50 Meter entfernt herangeholt werden. Diese Leitung führt jedoch nur wenige Stunden Wasser am Tag.





Die Küche ist der zentrale Raum im Haus, in dem sich fast alles abspielt: Kochen, Freunde empfangen, feiern und natürlich essen.

Meist sitzen wir am Boden auf dünnen Matrazen an kleinen Bänkchen, auf denen serviert wird. Unsere Körper sind nicht unbedingt dazu geeignet.


 




Es gibt fast nur vegetarisches Essen aus dem eigenen Garten, Momos aus Teig, Brotfladen und ab und an etwas Huhn oder Lamm. Gemeinsam bereiten wir das Essen zu, unterhalten uns rege, lernen uns ein wenig näher kennen und haben viel Spass gemeinsam.






Der kleine Rangdol ist ein hyperaktives Wesen, ist überall mit dabei und bringt uns manchmal mit seiner Power ganz schön in Verlegenheit.






Mein erster Versuch, eine typisch ladakhische Teigtasche zu fertigen, gelingt ganz gut.






Nilza und Dorjee arbeiten beide als Lehrer in der nur wenige Gehminuten entfernten privaten Lamdonschule.










Stolz präsentieren sie sich in der traditionellen Kleidung der buddhistischen Einwohner von Leh.






Der Garten macht viel Arbeit, ist aber auch eine gute Einnahmequelle. Alles was nicht selbst verbraucht wird, wird verkauft oder mit Nachbarn getauscht.

Die Schule fängt jeden morgen erst um 10.00 Uhr an, was uns anfänglich etwas wunderte. Aber ab 6.00 Uhr morgens ist in der Familie Hochbetrieb. Frühstücken, Hausarbeit, Garten wässern u.v.m.; das braucht seine Zeit.















Es wird auch viel Zeit in herrliche Blumen investiert, die wie auf einer wilden Wiese im Garten wachsen.





Leh ist die Hauptstadt von Ladakh. Hier leben ca. 60.000 Menschen, dass ist fast die Hälfte der Einwohner der gesamten Region.

Buddhisten und Moslems halten sich ungefähr die Waage und leben seit langer Zeit friedlich zusammen.

Die Nähe zu den umstrittenen Grenzen zu China/Tibet und Pakistan machen das Gebiet zu einer militärischen Sicherheitszone, wo sich die politische Situation unmittelbar auf das tägliche Leben auswirken kann.




Der Buddhismus ist hier überall präsent im täglichen Leben durch viele Gebetsmühlen, Chörten, Klöster und rituelle Orte.





Man trifft sich im Ort und hält gerne ein Schwätzchen.





Auf der Hauptstrasse von Leh wird reger Handel getrieben. Gemüse, alle Arten von Lebensmitteln, Souvenirs und Dienstleistungen werden angeboten.






Auf den Straßen gilt der britische Linksverkehr. Die Verkehrsregeln sind individuell sehr unterschiedlich ausgelegt, die Devise gilt: der Stärkere setzt sich durch. Mir gefällt das für uns neue System sehr gut und finde mich recht schnell zurecht.

















Der Metzger liefert frisches Fleisch vom Schaf oder Hammel. Eine Kühlung, wie wir sie kennen, gibt es hier nicht.






Der ehemalige Königspalast von Leh bestimmt optisch das Gesamtbild der Stadt. Bis ins 19. Jhd. residierten hier die Könige des autonomen Reiches Ladakh.

Weltliche und geistliche Macht oblagen dem König, der erst Mitte des 19. Jhd abdanken musste. Die Nachkommen der Familie leben bis heute in der Nachbarstadt Stok.






Der Palast steht heute leer und dient den Besuchern als Museum. In den noch vorhandenen religiösen Tempeln im Palast und auf dem Berg oberhalb der Anlage befinden sich viele Heiligtümer, die durch Mönche nahegelegener Klöster verwaltet und betreut werden.












Eine 5 Meter hohe Figur des Maitreya sitzt auf einer Lotosblüte. Dieser Zukunftsbuddha wird von den Gläubigen besucht und verehrt.






Viele Schutzgottheiten verbergen ihr Antlitz und werden nur zu besonderen Anlässen enthüllt.






Vom Tempel auf dem Berg hat man eine schöne Aussicht auf Leh und die im Hintergrund zu erkennende Stupa.







In jedem Tempel sind die heiligen Schriften des Buddhas in der Regel in 108 Werken gesammelt.









Hier sieht man die alte nicht mehr in Betrieb befindliche Küche der Soma Gompa.






Etwas außerhalb der Stadt, auf einem Hügel gelegen, befindet sich die Chanti Stupa, von der man einen herrlichen Blick auf Leh und das Tal des Indus hat.

Die Stupa wurde vor wenigen Jahren von einem japanischen Gönner zu Ehren Buddhas erbaut.

Am Abend kommen viele Besucher, um sich von der Magie des Ortes und dem Farbenspiel der schräg stehenden Sonne einfangen zu lassen.














Ein  Steinmetz ist noch für viele Monate damit beschäftigt, eine Statue des Buddha Shakjamuni zu fertigen. Stolz zeigt er uns sein bisheriges Werk.






Auf dem Weg von Leh nach Sabu, wo wir bei Verwandten von Dorjee eingeladen sind, kommen wir an diesen Chörten vorbei, die mit vielen buddhistischen Weisheiten behaftet sind und den Gläubigen beim Umrunden im Uhrzeigersinn zum Gebet einladen.






In einem Tempel von Sabu öffnet uns ein alter Mönch das Heiligtum.










Bei der Familie werden wir freundlich empfangen und in der zentralen Wohnküche mit Buttertee und vegetarischer Kost versorgt.

Im Hintergrund sieht man den traditionellen ladakhischen Ofen, auf dem früher gekocht und geheizt wurde. Heute ist man längst auf modernere Methoden, wie z.B. Gaskocher umgestiegen und benutzt den Ofen nur noch im Winter bei besonderen Anlässen.









Der über 90 Jahre alte Hausherr erscheint wenig später, in der einen Hand die Gebetsmühle schwingend und in der anderen Hand den Rosenkranz drehend.

Er ist fast blind und wundert sich sicherlich über die fremden Besucher.






Das Hauptkloster von Ladakh heißt Spituk. Hier residiert der höchste geistliche Vertreter der Region. Bokular Rinpoche starb vor wenigen Jahren und nach buddhistischer Tradition hat man eine Reinkarnation im Nubratal gefunden in Form eines 4jährigen Jungen, der im Kloster Samtanling aufgezogen wird und am 6. August dieses Sommers nach Spituk umziehen soll.

Wir hoffen, bei diesem ungewöhnlichen Ereignis dabeisein zu können.












Unsere Gastgeber sind uns sehr zugewandt, unternehmen viel mit uns und zeigen uns so ihre Heimat. Dabei kommen wir auch Nilza, der traditionell eher verschlossenen Ehefrau etwas näher.






Sonntags ist auch in Ladakh Tradition, ein Picknick in schöner Umgebung durchzuführen.






Eine ganz besonders große Ehre wird uns zuteil, als wir erfahren, dass wir auf einer Hochzeit als einzige Ausländer eingeladen sind.

Nilzas Vater Morup, der ein bekannter Künstler und Lehrer in Leh ist, hat einen Bruder, dessen Sohn vermählt werden soll.

Das Ritual der Hochzeit ist für uns nicht leicht zu durchschauen, obwohl wir als Ehrengäste bei allen Handlungen hautnah dabei sein dürfen.






Zunächst sind die Verwandten und Freunde der Braut und des Bräutigams in ihren eigenen Häusern getrennt. Hunderte von Gästen kommen an den beiden Orten zusammen.

Kern der ganzen Aktionen ist die Brautentführung aus dem elterlichen Haus und der Transfer in das Haus der Bräutigameltern.

Dazu wird eine Delegation von wichtigen Vertretern des Bräutigams gebildet, die mit verschiedenen Funktionen behaftet, in das Haus der Braut fährt, und diese "entführen" soll.

Das kann sehr lange dauern und mit Schwierigkeiten verbunden sein. Unterdessen feiern die beiden Parteien alleine für sich und warten auf die Ankunft der Braut im Laufe der Nacht.






Im Hause der Braut, deren Eltern traditionell verreist sind, um der Tochter den Abschied nicht noch zu erschweren, wird die Delegation des Bräutigams fürstlich empfangen und beköstigt.

Man sitzt streng getrennt nach Frauen und Männern zusammen, trinkt, isst und singt.






Die Entführung muss mit einer Art Mitgift erkauft werden, die zu heftigen Diskussionen zwischen der Entführungsdelegation und der Brautfamilie führen kann.






Unterdessen wird die Braut in einem separaten Raum von ihren Freundinnen eingekleidet. Hier fällt auch die Entscheidung, ob und wann die Dame den Raum verlässt und den Weg zu ihrem Mann antritt.

Gegen 3.00 Uhr in der Nacht ist es dann soweit.






Die Braut wird mit kompletten Anhang in einer gigantischen Fahrzeugkolonne zu ihrem Bräutigam gebracht, der bereits sehnsüchtig auf diese wartet. In unserem Falle ist es eine Liebeshochzeit, was in Ladakh eher selten ist.






Zwei Mönche vollziehen das Hochzeitsbündnis mit Segen, währenddessen die Braut alle Gäste begrüßen muss.






Das Brautpaar muss in der Küche Getränke und Essen vor allen Gästen zu sich nehmen und empfängt wenig später die Gratulationen der Freunde und Verwandten.






Die Braut trägt den schweren mit Türkisen besetzten Perak, der so auf ihrem Kopf lastet, dass sie in kaum hochhalten kann. Ich bin mir nicht sicher, ob es ihr schönster Tag in ihrem Leben war.






Das Kloster Phiyong in einem Seitental des Indus unweit von Leh.














Eines frühen morgens fahren wir zum Kloster Thikse, um an einer Morgenzeremonie, einer sogenannten Puja teilzunehmen.










Auf dem Flachdach eines hoch gelegenen Gebäudes tritt ein Mönch und bläst das Muschelhorn zum Zeichen, dass nun die Puja beginnt. Aus allen Gebäuden und Kammern des Klosters kommen die Gläubigen die steilen Treppen heraufgestiegen. Man sieht den meisten an, dass sie gerade erst aufgestanden sind.






Eine Gruppe von jungen Novizen stimmt zu den Tönen des Muschelhornbläsers Gesänge an.






Die Mönche nehmen im zentralen Tempel der Anlage Platz und beginnen aus den Schriften Buddhas Gebete zu sprechen. Die religiöse Zeremonie folgt strengen Regeln, die von einem Zeremonienmeister überwacht werden.






Zwischen den Gebeten gibt es Ruhephasen, in denen die Novizen in großen Kannen den Buttertee bringen, sowie das geröstete Gerstenmehl in Blecheimern. Aus diesem sogenannten Tsampa formen die Mönche im Buttertee kleine Klöschen, die sie als Frühstück verzehren. Diese Nahrungsform ist noch bis heute das Grundnahrungsmittel in den abgelegenen Bergdörfern.










Zu den Gebeten werden viele verschiedene Klänge erzeugt, wie das Schlagen von Becken, das Blasen von Flöten, das Schlagen von Trommeln oder wie hier das Blasen der Himalayahörner.






Auch in Thikse wird Maitreya, der Buddha der Zukunft verehrt.















Nilza und Dorjee arbeiten an einer privaten Schule ganz in der Nähe ihres Hauses in Leh. Die Sommerferien sind nur wenige Tage kurz, weil die Schulen im Winter in der Regel in Ladakh geschlossen sind (wegen der extremen Kälte und kaum Heizmöglichkeiten).

So werden wir einfach ein paar Tage in der Lamdonschule verbringen, um die Gepflogenheiten unserer Gastgeber als Lehrer kennenzulernen.

Wir treffen den Direktor der Schule und bekommen von ihm die Zusage, dass wir uns völlig frei in den Gebäuden umsehen können und dass wir herzlich willkommen sind.






Jeden Morgen um 10.00 Uhr treten die bis zu 1400 Schülerinnen und Schüler zu einem Ritual an, dass uns doch ein wenig befremdlich und militärisch angehaucht vorkommt.






Auf dem Basketballplatz der riesigen Schulanlage treten alle in Reih und Glied an, singen, beten, hören klare Ansagen von ihrem Direktor und erfahren eine Menge Drill, wie wir ihn in westlichen Schule schon lange nicht mehr kennen.









Der Direktor mahnt in einer empatischen Rede sowohl die Schüler, als auch die Lehrer zur Einhaltung von noch mehr Disziplin und besseren Leistungen.






Im Gleichschritt marschieren die uniformierten Eleves in die Klassenräume zum Unterricht.






In der Klasse 8 von Dorjee werden wir herzlich begrüßt und natürlich neugierig befragt, wer wir sind, woher wir kommen und was wir hier in Leh machen.






Simone hat Material von ihrer Schule in Waldenau und einiges Informative über Deutschland und speziell Hamburg dabei, um den Kiddis etwas aus unserer Heimat zeigen und erzählen zu können.






In der Schule ist heute der erste Tag nach den kurzen Sommerferien, an dem es Zeugnisse gibt. Diese werden nur dann verteilt, wenn ein Elternteil mit anwesend ist. Es herrscht eine leicht angespannte Stimmung, da nicht alle das Klassenziel erreichen werden.






Auch zwei Nonnen aus einem nahe gelegenen Kloster lernen in der Lamdonschule. Sie sind die Klassenbesten und so scheu, dass sie bei Verkündung der guten Resultate sich verschämt verstecken und lauthals zu schluchzen beginnen. Das kenne ich aus meiner Schulzeit etwas anders...






In der Mittagspause wird an der Ganztagsschule in einer geräumigen Kantine für alle Essen und Trinken bereitet.






Nach der Mittagspause geht es dann mit intensivem Lernen bis in den späten Nachmittag.






Dorjee bittet Simone um Unterstützung beim Unterricht. Sie erläutert daraufhin Wesentliches über die Schülerschule in Waldenau und hält eine Unterrichtsstunde über deutsche Geschichte von Kaiser Wilhelm bis in die Gegenwart.






Die SchülerInnen sind sehr interessiert und wissen doch recht viel über westliche Kultur. Besonders gewundert hatte mich, dass sie fast alle den Oktopus Paul kennen, der bei der aktuellen Fussballweltmeisterschaft die richtigen Erfolgsprognosen erstellt hatte.






Hier ein Blick in die Küche, in der täglich 3 Mahlzeiten für fast 1400 Kinder zubereitet werden. Da viele Schüler von weitem anreisen, sind sie wie in einem Internat in verschiedenen Gebäuden untergebracht.






Dank der finanziellen Unterstützung von einer Partnerschule in Holland konnte man ein nagelneues Tonstudio/Musikraum einrichten. Neue Instrumente und professionelle Aufnahmetechnik mit westlichem Standard wurden angeschafft.

Hier bereiten 3 ehemalige Schüler ein Interview vor, in dem sie über ihre Erfahrungen auf einer weiterführenden Schule in Delhi berichten wollen. Hier in der Lamdonschule endet die Ausbildung nach dem 10. Schuljahr.






Wir lernen freundliche Amerikaner kennen, die in dem neuen Tonstudio Aufnahmen traditioneller ladakhischer Musik machen wollen.






Die holländische Partnerschule hat eine Reihe von Blechblasinstrumenten gestiftet, die jetzt von den SchülerInnen erprobt werden. Es klingt zwar noch etwas schräg, aber wenn man bedenkt, dass Blechblasinstrumente in Ladakh völlig unbekannt sind, haben sie doch erstaunliche Talente.













Auch die bildhübsche Musiklehrerin, die eine bekannte Sängerin ist, kommt mit den neuen Instrumenten sehr gut zurecht.






Zu guter Letzt besuchen wir noch eine Unterrichtsstunde bei Nilza mit den Kleinsten, denen sie hier Lesen, ein wenig Disziplin und vor allem Singen und Tanzen beibringt.

























Hier sind wir auf der Fahrt den Indus entlang nach Westen, um das Kloster Tingmosgang in der Nähe von Lamayuru zu besuchen.

Die Landschaft ist atemberaubend wild, die Straße zum Teil gut ausgebaut oder eine reine einspurige Schotterpiste. Es ist die Hauptverbindungsstraße nach Indien.






Viele Güter und vor Allem Benzin werden mit den bunt bemalten Trucks von Tata aus dem Süden in das abgelegene Ladakh gebracht.






Hier mündet der Zanskar River in den Indus. Am Zanskar sind wir bereits 2003 auf dem legendären Zanskartrek viele Kilometer entlang gelaufen.






Das Kloster Tingmosgang liegt idyllisch in einem Seitental des Indus auf einer geschützten Anhöhe.






Das Kloster stammt aus dem 16. Jhd. und beinhaltet einige wichtige Heiligtümer, weswegen es von vielen buddhistischen Pilgern besucht wird.

Da es aber etwas abseits der Touristenpfade liegt, sind so gut wie keine Ausländer anzutreffen.






Ein Tempel ist dem Buddha Avalokiteshwara gewidmet. Hier ist dieser Buddha des Mitgefühls in der Version mit den 1000 Armen dargestellt.






Eine besondere Marmorstatue zieht die meisten Pilger an. Nach der Legende ist diese Figur lebendig und kann kinderlosen Frauen zu einer Schwangerschaft verhelfen.










Ein weiterer Schrein ist dem tibetischen Tantriker Padmasambawa gewidmet.














Der Mönch, der uns die Tempel aufgeschlossen hat, lädt uns nach dem Besuch zu einer Tasse Tee in seine Kammer ein.

Diese ist recht spartanisch ausgestattet, aber es ist auch alles vorhanden, was diese Asketen zum Leben brauchen. Ein Handy hat er natürlich auch, mit dem er während unseres Besuches ein Telefonat mit Didi, seiner Schwester führt.






Noch etwas oberhalb von Tingmosgang liegt eine buddhistische Stupa, die ungewöhnlicherweise begehbar sein wird. Normalerweise sind Stupas geschlossen und beinhalten Reliquien.






Etwa 20 Frauen und Männer aus Nepal sind mit den Bauten und Malereien beschäftigt. Hier sind noch viele Monate Arbeit zu verrichten.










Da Dorjee und Nilza in der Schule arbeiten müssen, beschließen wir für 4 Tage in das Nubra Tal zu fahren. Das abgelegene Nubratal ist eines der schönsten Hochgebirgsgebiete im gesamten Himalaya mit noch fast unbeeinflusster ursprünglicher Kultur.

Kunzas von Rimo Expedition und ein Fahrer Namens Tashi sind unsere Begleiter.

Unsere Ziele sind die Besuche der Klöster Diskit und Samtanling, wo in einer aufwändigen Prozedur der kleine Rinpoche verabschiedet und nach Spituk gebracht werden soll.






Doch zunächst müssen wir über den Kardung La, den höchsten motorisiert befahrbaren Pass der Welt in das Tal des Shyok und später in das Nubratal. Die Strecke ist etwa 130 km lang. Man braucht dafür rund 5 Stunden.






Mühsam schraubt sich der Jeep auf den Serpentinen der Militärstrasse nördlich von Leh den steilen Berghang hinauf. Die Straße wird vom Militär benutzt und auch fast immer frei gehalten, da sie die wichtigste Verbindung zur pakistanischen Front am Siachengletscher bildet. Je nach politischer Situation ist das Nubratal für ausländische Besucher gesperrt. 2005 bei unserem letzten Besuch, mussten wir das leider akzeptieren.






Der Pass ist 5606 m hoch, die Luft ist sehr dünn und die Aussicht atemberaubend. Viele Besucher halten hier an, um die Blicke nach Norden auf die Karakorum Range zu genießen. Der berühmte Chogori (K2) ist zwar fast nie zu sehen, aber nur rund 80 km Luftlinie entfernt.












Auf der anderen Seite des Passes geht es durch eine grandiose Berglandschaft hinunter in das Tal des Shyok.






Wir kommen am späten Nachmittag im Kloster Samtanling an und hoffen, den kleinen Rinpoche und die mit ihm verbundenen religiösen Aktivitäten zu erleben.






Die Reinkarnation von Bokular Rinpoche wurde in einem Dorf unweit des Klosters entdeckt. Um den Kontakt zu seinen Eltern in den ersten Jahren zu erhalten, brachte man ihn in das nahe gelegene Kloster Samtanling, das er nun verlassen muss, um in Spituk inthronisiert zu werden und viele weitere Ausbildungsschritte zu erfahren.











Wir haben großes Glück, denn als wir das Kloster betreten, beginnt gerade eine Zeremonie der Mönche zu Ehren des kleinen Rinpoches.

Es sind fast keine ausländischen Gäste da, so dass wir leicht einen Platz im Tempel finden, von dem wir alles bestens beobachten können.









Die Mönche beten die Mantras mit den typischen Kehllauten, bringen dem Rinpoche Kataks und Geld mit, und huldigen der Reinkarnation des alten Rinpoches.









Der kleine Bengel wird rund um die Uhr von drei Mönchen betreut und sitzt mit einem dieser Begleiter unter dem Thron des Dalai Lamas. Er zappelt und versucht natürlich dauernd auszubüchsen, was ihm gelegentlich gelingt.

Ob ihm irgendwie klar ist, was morgen früh mit ihm passieren wird?





Nach der Puja haben wir die große Ehre, in seinen Wohnbereich geführt zu werden, wo er sofort auf seinem Thron Platz nimmt und die Besucher segnet.






Man geht vor ihm auf die Knie, senkt das Haupt, empfängt den Segen, ein rotes Glücksband und etwas Schokolade. Man sollte ihm auch etwas mitbringen. Simones Stoffzebra wechselt den Besitzer.












Viele Bewohner der umliegenden Dörfer kommen heute, um sich von ihrem Rinpoche zu verabschieden. Die meisten weinen, da es für sie kaum möglich ist, das Tal zu verlassen und ihn in Spituk zu sehen.

Selbst die Mönche haben Tränen in den Blicken, weil er morgen früh mit einer großen Zeremonie verabschiedet wird.








Ihn scheint das wenig zu tangieren. Er ist ein aufgeweckter, kleiner neugieriger Junge, der bald nach buddhistischen Traditionen viele Ausbildungsschritte durchlaufen wird. Wenn diese erfolgreich abgeschlossen sind, ist er nach dem Dalai Lama der höchste geistliche Vertreter von ganz Ladakh.





Das Trommeln des Mönchs in einem kleinen Nebentempel lassen Rinpoche und uns neugierig werden. Wir gehen zusammen dorthin und schauen dem Mann bei seinen Ritualen gebannt zu.








Am frühen Abend ist es dann soweit. Eine Kolonne von mehreren dutzend Fahrzeugen bringt hohe weltliche und geistliche Vertreter aus Leh, die mit dem Rinpoche Abschied feiern und ihn morgen nach Spituk bringen wollen.









Die Damen und Herren aus Leh sind in traditioneller Festkleidung, betreten den großen Vorplatz des Klosters und beginnen mit Tänzen und Gesängen.

Simone und ich betrachten inmitten der Menschenmenge erstaunt das Spektakel.


























Am nächsten Morgen ist es dann soweit: in einer kurzen Morgenpuja wird der Abschied eingeläutet.





Die geschmückten Fahrzeuge sind vorbereitet, um den kleinen Jungen zunächst ins Dorf und dann weiter nach Leh und Spituk zu bringen.

Dass in dieser Nacht in Leh und Umgebung die größte Naturkatastrophe aller Zeiten geschehen ist, weiß zu dieser Zeit noch niemand.





Rinpoche schaut heute morgen auch weniger neugierig, als eher verunsichert aus seinem herrlichen Gewand.

Was wird denn hier gespielt?





Das bestgeschmückte Fahrzeug steht für ihn bereit, um ihn ins Dorf zum endgültigen Lebewohlsagen zu geleiten.











Die Trauer und der Abschiedsschmerz steht den Dorfbewohnern ins Gesicht geschrieben.




















Ein kleiner Thron steht bereit, wo er auf dem Dorfplatz von allen bei einem Frühstück letztmalig begrüßt und verabschiedet wird.

Die Kolonne setzt sich wenig später in Bewegung. Auf dem Kardung La erfahren sie von entgegenkommenden Fahrzeugen, dass in Leh eine fürchterliche Überschwemmung passiert ist, bei der Hunderte von Menschen zu Tode gekommen sind.

Der Schock muss diesen fröhlichen Menschen so tief eingedrungen sein, dass man den kleinen Jungen auf direktem Wege nach Spituk gebracht hat.

Alle Begrüßungsrituale in den auf dem Weg nach Spituk zu durchfahrenden Dörfern wurden abgesagt.






Wir unterdessen wissen noch nichts von der Katastrophe in Leh. Es hat zwar in der vergangenen Nacht stark geregnet, was für eine Hochgebirgswüste ungewöhnlich ist, aber wir sind völlig ahnungslos.








Wir besuchen das Kloster Diskit aus dem 16. Jhd. n.Chr., wo vor kurzem eine riesige Maitreyastatue fertiggestellt und vom Dalai Lama eingeweiht worden ist.











Auf dem Rückweg nach Samtanling erfahren wir erste Infos von der Flut in Leh und sehen auch mehr oder weniger starke Auswirkungen hier im Nubratal.

Wir sind in größter Sorge wegen Nilza und Dorjees Familien, versuchen sie telefonisch zu erreichen. Es gibt weder Strom noch Telefonverbindungen.





Eigentlich wollten wir heute zum Kloster Enza reisen, aber die weggeschwemmte Straße macht diesen Plan zunichte.

Ein sofortiges Abreisen nach Leh macht keinen Sinn, da wir nicht wissen, ob der Pass frei ist, oder die Verbindung sonst unterbrochen ist.





Wir müssen also warten, bis erste Fahrzeuge aus Leh im Tal angekommen sind, und wir über Mund zu Mund Weiterleitung etwas über die Situation erfahren können.

Gegen Mittag erhalten wir erste Infos über die dramatische Situation in Leh. Die Straße ist jedoch frei. Wir reisen sofort ab.














Unterwegs haben wir denn doch Telefonkontakt zu Dorjee und hören, dass niemand aus den Familien betroffen ist und alle überlebt haben.

Uns fallen ganze Gebirge von unseren Herzen.

Am frühen Abend fallen wir uns in die Arme und freuen uns über das Glück. Nilza und Dorjee hatten aus Angst vor weiteren Bergrutschen die letzten beiden Nächte in ihrem winzigen Auto auf einer Anhöhe verbracht.





Die Situation in Leh und Umgebung ist dramatischer und trauriger, als wir das aus den Infos, die wir im Nubratal hatten, erwartet haben.

Eine riesige Wolke von Pakistan aus kommend, zu weit für hiesige Verhältnisse nach Norden gekommen, hat Unmengen von Wasser in kürzester Zeit auf ein unvorbereitetes Gebiet gebracht. Zahlreiche Muhren sind von den Bergen gekommen und haben alles unter sich begraben.

Die ganze Unterstadt von Leh wurde einfach weggeschwemmt. Hospital, TV Sender und viele Häuser meist ärmerer Bewohner sind zerstört. Man rechnet mit mehreren Hundert Toten.

Die Hilfe für die betroffenen Menschen läuft nur zögerlich an. Das Militär ist bemüht, die Strassen und Stromleitungen provisorisch wieder herzustellen. Die buddhistische Verwaltung hat in der Stadtmitte ein Zentrum errichtet, um Spenden zu sammeln und die Hilfe von Bewohnern und Gästen zu koordinieren.

Man tut hier, was man kann, aber da diese Region bisher von solchen Naturgewalten verschont blieb, sind die Bemühungen nicht professionell. Es gibt kein technisches Hilfswerk o.Ä., die Hilfe des Staates Indien geht gegen Null.






Wir sehen die Zerstörungen zunächst in der unmittelbaren Umgebung unseres Hauses und erkennen die vernichtete Ernte und die neuen Wasserläufe, die sich gebildet haben.





Mit bloßen Händen versuchen die Menschen, den kleinen Fluß wieder in die richtige Bahn zu lenken.






In der Stadt ist die Betroffenheit am größten. Zunächst traue ich mich nicht zu fotografieren und zu filmen, da uns das Elend zu sehr unter die Haut gegangen ist.

Wir erfahren weitere Details der Katastrophe, z.B., dass der kleine Nachbarort Choklamsar, in dem viele tibetische Flüchtlinge eine neue Existenz aufgebaut haben, fast völlig zerstört ist und dass es hier wohl die meisten Todesopfer zu beklagen gibt.

Nilza und Dorjee sind sehr traurig darüber, dass auch viele Kinder und Lehrer der Lamdonschule getötet wurden. Die Schule bleibt daraufhin geschlossen, damit die Kinder beim aufräumen helfen können. 

Wir sind etwas orientierungslos, haben alle weiteren geplanten Ausflüge gecancelt und beschließen kurzerhand, wie so viele andere Touristen auch, die Ärmel hochzukrempeln und irgendwie zu helfen.





Wir fahren nach Choklamsar (für die 4 km brauchen wir fast eine Stunde), und helfen beim Ausgraben in den Trümmern der Häuser.






Die Menschen hier haben alles verloren. Es gibt keine Versicherung, die etwas bezahlt. Ganz ruhig mit einer fast melancholischen Stimmung versucht man noch ein paar Habseligkeiten aus den Trümmern zu holen.

Wird eine buddhistische Figur oder ein Bild des Dalai Lama gefunden, so stellt man die Dinge auf die Fenstersimse, betet und hält Andacht.

Die Buddhisten verstehen das Leben als eine Abfolge von Leiden und können durch gutes Verhalten zur Erleuchtung kommen und aus dem ewigen Kreislauf des Kommen und Gehens ins Nirwana gelangen.

Nur so glaube ich, können sie diese jetzige Prüfung so gelassen überstehen.

Wir sind zutiefst berührt.





Vier Tage haben wir noch vor unserem Abflug nach Hamburg. Der Flughafen ist drei Tage geschlossen und das Chaos der rückkehrwilligen Besucher grenzenlos. Viele Trekkinggruppen sind von der Außenwelt abgeschlossen und müssen mit Helikoptern gesucht werden.

Viele Touristen helfen selbstlos bei den Aufräumarbeiten und geben etwas davon zurück, von dem was sie von diesen unglaublich liebevollen Menschen erhalten haben.

Über die Besucher, die sich beklagt haben, dass ihre Ausflüge gestrichen werden mussten, spreche ich hier lieber nicht.






Da Simone und ich möglichst keine Leichen ausgraben wollen, helfen wir bei der nicht ganz so stark betroffenen Nachbarstadt Shey, wo wir aus dem Schlamm noch brauchbares finden und zu Nachbarn der betroffenen Familie bringen. Es ist völlig selbstverständlich, dass die betroffene Familie bis zu einem Neubau des Hauses bei den Nachbarn einzieht.

Die Solidarität unter den Leuten ist beispielhaft.








Der Indus ist mächtig angeschwollen und hat alles mitgerissen, was am Ufer stand.





Die Versorgung mit Wasser und Strom ist in der Stadt zusammengebrochen. Wir können uns das in Hamburg gar nicht vorstellen, 4 Tage gar keinen Strom und fast kein Wasser zu bekommen. Aber allmählich bessert sich die Situation etwas, und es gibt Abends ein paar Stunden Strom. Die Wasserquelle von Dorjee ist nach der Katastrophe versiegt. Das Wasser muss von noch weiter her geholt werden.





Hier sieht man einen zerstörten LKW, der von den Wassermassen auf den Kopf und schließlich weggerissen wurde. Kaum vorstellbare Kräfte haben hier gewirkt.






Am letzten Tag unserer Reise helfen wir bei der Lamdonschule in Shey, die eine Zweigstelle von Dorjees Schule in Leh darstellt.

Eine rund 50cm dicke Schlammschicht gilt es von dem Gelände freizuschaufeln.












Wo der Bulldozer nicht hinkommt werden mit Schaufeln Säcke gefüllt und weggetragen. Alle SchülerInnen und Freunde der Schule packen zusammen an. Es gibt uns ein gutes Gefühl und die Traurigkeit lässt sich besser ertragen.






Was war das für eine Reise????

Atemberaubend?

Unglaublich?

Traurig?


Sicherlich von Allem etwas. Da waren zunächst die 2 Wochen bei Dorjee in der Familie und bei seinen Freunden. Wir haben es genossen, wie wir es bei unseren Reisen immer versuchen, abseits der Touristenpfade neugierig uns auf die Suche zu machen.

So nahe bei den Menschen waren wir noch nie auf unseren Reisen.

Wir hatten das Gefühl als Freund und nicht als zahlender Tourist zu kommen.

Und dann das Disaster des Wolkenbruches, des Elendes, der Zerstörung und des Todes.

Noch hatten wir es gar nicht richtig registriert, dass wir so viel Glück hatten und nicht betroffen waren. Wir waren nicht zur falschen Zeit am falschen Ort.

Die beeindruckende Solidarität der Menschen untereinander mit der selbstlosen gegenseitigen Hilfe, obwohl die meisten selbst kaum besitzen, hat uns tief berührt.





In den letzten beiden Tagen in Delhi hatten wir etwas Zeit, die Erlebnisse zu verarbeiten.

Die beiden Wachsfiguren von Mahatma Gandhi und seiner Frau Rama blickten uns dabei friedvoll und mit Zuversicht an.


 
     
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